Was genau ist eigentlich Crypto-Mining?

Holger Streetz: Ich denke, jeder hat schon mal die Worte Bitcoin oder Ethereum gehört. Das sind durch die Blockchain-Technologie geschaffene Kryptowährungen. Diese Kryptowährungen entstehen dadurch, dass enorm viel Rechenleistung benutzt wird, um Rechenoperationen an einer Blockchain durchzuführen, die sodann zur Generierung eines neuen Blocks führen. Der Block wird an die Kette, die Blockchain, angehängt und damit wird ein neuer Coin erzeugt, sei es Bitcoin, Ethereum oder eine andere Kryptowährung.

Für das Mining werden Rechner verwendet, die keine normalen PCs sind. Das ist sehr spezialisierte Hardware, die vor allem mit Chips aus Grafikkarten arbeitet. Diese werden nur für diese Rechenoperationen verwendet und haben einen sehr hohen Stromverbrauch. Ein Beispiel: das Mining und das Unterhalten des Netzwerks von Bitcoin hat einen Verbrauch von 71 Terawattstunden. Das ist vergleichbar mit dem Stromverbrauch von Chile oder 0,32 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs.

Das ist sehr viel Strom. Der müsste doch idealerweise mit erneuerbaren Energien erzeugt werden, oder?

Exakt. Das ist ein jährlicher CO2-Ausstoß von über 34 Millionen Tonnen. Und das ist nur Bitcoin. Die Prognose lautet, dass es schon im nächsten Jahr 125 Terawattstunden sind. Das wäre dann vergleichbar mit dem Stromverbrauch von Schweden. Daher ist das Mining interessant für die erneuerbaren Energien.

Inwiefern könnte Crypto-Mining eine Alternative zum Börsenstrompreis sein?

Gerade bei Altanlagen, wo der Weiterbetrieb infrage steht, da die Wartungskosten oft höher ausfallen als bei neuen Anlagen, muss man sehen, wo man die beste Ausbeute für seinen erzeugten Strom bekommt.

Wir wollen nicht nur einen Weiterbetrieb ermöglichen, sondern eine Sektorenkopplung 2.0 schaffen, um Überschussenergien zu nutzen.

Der Börsenstrompreis ist zwar volatil, aber er hält sich im Durchschnitt bei 2,9 bis 3,2 Cent je Kilowattstunde. Damit können die meisten Altanlagen gar nicht weiterbetrieben werden, weil sie oft schon 4 Cent Wartungskosten haben. Das heißt, man muss Alternativen für eine höhere Ausbeute finden. Und das kann eben das Mining von Kryptowährung sein. Envion ist ein prominentes Beispiel. Über das Konzept der Mobile Mining Units kann man sich auf der Website von Envion informieren:

Es handelt sich um 20-Fuß-Container, die diese entsprechende Mining-Hardware besitzen und mobil irgendwo aufstellbar sind. Damit kommt man auf einen theoretischen Ertrag je Kilowattstunde von bis zu 43 Cent, je nachdem, wie hoch der Preis der Kryptowährung ist. Die Krux ist die Volatilität.

Gibt es schon erste Erfahrungen, wo man sagen kann, das wurde tatsächlich verdient?

Man kann natürlich die industriellen Miner wie Genesis Mining in Island als Beispiel heranziehen. Die vermieten Rechenleistung an Privatpersonen. Man beteiligt sich an einem Mining Pool und die sind rentabel - je nachdem, wie der Kurs steht und welche Kryptowährung man schürft.

Wir selbst als Power2Crypto haben das Ganze etwas weiter gedacht. Wir wollen nicht nur einen Weiterbetrieb ermöglichen, sondern eine Sektorenkopplung 2.0 schaffen, um Überschussenergien zu nutzen. Wir haben einen ersten Proof of Concept; einer unserer Partner bei Power2Crypto hat einen eigenen Windpark, in dem ein Antminer, eine Mining-Hardware, steht und mit dem Strom aus seiner Windkraftanlage Bitcoins generiert.