China ist der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen, mit etwa einem Viertel der globalen Emissionen. Die Kohlendioxidemissionen aus der Verbrennung von Brennstoffen und industriellen Prozessen erreichten im Jahr 2020 mehr als 11 Gigatonnen CO2, wovon rund 90 % auf die Verbrennung von Brennstoffen entfielen. Allein Kohlekraftwerke waren für mehr als 45 % der gesamten energie- und verfahrensbedingten Emissionen Chinas und für 15 % der weltweiten Emissionen im Jahr 2020 verantwortlich.

Im September 2020 verkündete der chinesische Präsident das nationale Ziel, den Höchststand der CO2-Emissionen vor 2030 zu erreichen und bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden. Die CO2-Emissionen pro BIP-Einheit sollen zwischen 2005 und 2030 um mehr als 65 % sinken, der Anteil der nichtfossile Anteil am Primärenergieverbrauch soll auf etwa 25 % steigen und die Wind- und Solarkapazität soll bis 2030 auf über 1 200 Gigawatt (GW) ansteigen (von derzeit etwa 540 GW). Der Anstieg der Kohlenutzung soll bis 2025 begrenzt und danach schrittweise eingestellt werden.

Die Emisisonen steigen, ein Höhepunkt der Emmissionen vor 2030 ist in Sicht

Dabei gilt: Je früher der Höhepunkt erreicht wird, desto größer ist Chinas Chance, kohlenstoffneutral zu werden. Die größten CO2-Emmittenten sind der Energiesektor (48 % der CO2-Emissionen aus Energie- und Industrieprozessen), die Industrie (36 %), Verkehr (8 %) und Gebäude (5 %). Die bisher veröffentlichten spezifischen Ziele des Fünfjahresplans der Regierung sind eine Verringerung der CO2-Intensität um 18 % und eine Verringerung der Energieintensität um 13,5 im Zeitraum 2021-2025.

Außerdem gibt es einen unverbindlichen Vorschlag, den Anteil nicht-fossiler Brennstoffe am Gesamtenergieverbrauch bis 2025 auf 20 % des Gesamtenergieverbrauchs bis 2025 zu erhöhen (von etwa 16 % im Jahr 2020). Wenn China diese kurzfristigen politischen Ziele erreicht, geht die IEA davon aus, dass Chinas CO2-Emissionen Mitte der 2020er Jahre ein Plateau erreichen und dann bis 2030 leicht zurückgehen. Ebenfalls wird die Verpflichtung Chinas auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2021 zur Kenntnis genommen, den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland einzustellen und die Unterstützung saubere Energie zu verstärken. 

Klar ist jedenfalls: Die Kohlenstoffneutralität erfordert eine tiefgreifende Transformation des Energiesektors. Um den Höhepunkt der CO2-Emissionen Chinas vor 2030 zu erreichen, sind Fortschritte in drei Schlüsselbereichen erforderlich: Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Reduzierung des Kohleverbrauchs.

Zwei unterschiedliche Szenarien: APS und ATS

Einen ersten Pfad bis 2060 zeichnet nun die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrer Analyse auf: Im von der Regierung angekündigten Szenario APS (Announced Pledges Scenario) wächst Chinas Primärenergiebedarf bis 2030 langsamer als die die Gesamtwirtschaft. Dies ist hauptsächlich das Ergebnis von Effizienzsteigerungen und einer Verlagerung weg von der von der Schwerindustrie. Ein sich wandelnder Energiesektor führt zu raschen Verbesserungen der Luftqualität. Die Solarenergie wird bis etwa 2045 zur größten Primärenergiequelle. Die Nachfrage nach Kohle sinkt bis 2060 um mehr als 80 %, nach Erdöl um etwa 60 % und nach Erdgas um mehr als 45 %. Erdgas um mehr als 45 %. Bis 2060 wird fast ein Fünftel des Stroms für die Erzeugung von Wasserstoff verwendet. Die Höhe der Investitionen, die China benötigt, um seine Ziele zu erreichen, liegt im Rahmen seinen finanziellen Möglichkeiten. Die Investitionen im Energiesektor steigen in absoluten Zahlen deutlich an, sinken aber im Verhältnis zur gesamten Wirtschaftstätigkeit. 

Die IEA schlägt aber auch ein beschleunigtes Szenario, ATS, (Accelerated Transition Scenario) vor: China verfügt über die technischen Fähigkeiten und die wirtschaftlichen Mittel, um den Übergang zu sauberer Energie bis 2030 schneller zu vollziehen als in der APS. Erreicht werden soll das in den ersten Jahren vor allem durch die Dekarbonisierung des Energiesektors. Würden die bereits bestehenden fossilen Anlagen in China weiterhin am Netz bleiben, würden sie bis 2060 noch 175 Gigatonnen CO2 ausstoßen – das entspricht einem Drittel des verbleibenden globalen Emissionsbudgets für 1,5 Grad (das deutsche Budget beträgt laut Weltklimarat im Vergleich noch 4,2 Gigatonnen).

Ausstieg aus der Kohlekraft ist entscheidend

Der geringere Kohleeinsatz ist für den Großteil der Emissionsunterschiede zwischen dem ATS und dem APS. Der Kohleverbrauch steigt zwar kurzfristig an, fällt dann aber auf 70 EJ im Jahr 2030 im ATS zurück, fast 20 % weniger als im APS. Nahezu 70 % des geringeren Kohleverbrauchs im Jahr 2030 im ATS entfallen auf die Stromerzeugung, wo die kombinierten Auswirkungen einer beschleunigten Reform des Strommarktes und eines gestärkten Emissionshandelssystems die gesamte kohlebefeuerte Stromerzeugung im Vergleich zum APS um über 20 % auf etwa 3 900 TWh im Jahr 2030 zurückgehen lassen. Der Anteil der Kohle an der gesamten Stromerzeugung sinkt im ATS-Szenario von 63 % im Jahr 2020 auf 38 % im Jahr 2030, das sind neun Prozentpunkte weniger als im APS-Szenario. Weitere 25 % des geringeren Kohlebedarfs im Jahr 2030 gegenüber der APS entfallen auf den Industriesektor. Der Kohleeinsatz in der Eisen- und Stahlproduktion ist für etwa 40 % des Rückgangs des industriellen Kohleeinsatzes im Vergleich zum APS verantwortlich, gefolgt von der Zementproduktion.

Quelle: IEA Report (2021): An Energy Sector Roadmap to Carbon Neutrality in China


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