Berlin, Frankfurt – 18. Juli 2024 - Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschland 250 Wind­energie­anlagen (WEA) an Land mit einer kumulierten Leistung von 1,3 GW errichtet. Dies ist das Ergebnis der Auswertung der Deutschen WindGuard im Auftrag von Bundesverband WindEnergie BWE und VDMA Power Systems. Die Bundesregierung hat spürbare Erleichterungen für den Ausbau der Windenergie geschaffen, deren Maßnahmen nun offensichtlich zu wirken beginnen: so sind die Neugenehmigungen im ersten Halbjahr rasant um 32% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Die Zuschläge der letzten Ausschreibungsrunden befinden sich auf einem hohen Niveau, und die Verfahrenslaufzeiten von Antragstellung bis Genehmigungserteilung sind erstmals seit Jahren gesunken. Gleichzeitig müssen Umsetzungshürden weiterhin gesenkt werden – so liegt der aktuelle Bruttozubau noch unter dem Zubau von 1,6 GW im Vergleichszeitraum 2023. Klar ist, dass der gesamte Ausbau hinter den Anforderungen für das sichere Erreichen des Ziels von 115 GW bis 2030 zurückbleibt. Um endlich auf den notwendigen Zubau zu kommen, müssen aus Genehmigungen umgesetzte Projekte werden. Daher sind weiterhin politische Maßnahmen notwendig.

 

Bärbel Heidebroek, Präsidentin Bundesverband WindEnergie BWE:

„Neugenehmigungen und Zuschläge in den Ausschreibungsrunden liegen auf Rekordniveau. Der positive Trend muss jetzt über die Legislaturperiode hinaus dynamisiert und verstetigt werden. Um die Lücke zwischen tatsächlichem Zubau und dem anvisierten politischen Ausbaupfad zu minimieren und damit Investitionsentscheidungen auszulösen, sind weitere Anstrengungen erforderlich. So müssen Bund und Länder weiterhin bürokratische Barrieren und administrative Hindernisse abbauen. Daneben braucht es auch Planungssicherheit für die Finanzierung der Projekte. Abrupte Volten bei der EEG-Finanzierung bewirken das Gegenteil. Bleibend hohen Handlungsbedarf sehen wir beim Tempo von Flächenausweisungen und beim Abbau von Realisierungshürden. Mit Repowering, dem vollständigen Ersatz von Altanlagen durch moderne Maschinen, kann schneller Leistungszuwachs erzielt werden.“

 

Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems:

„Vor dem Hintergrund der notwendigen Steigerung des Ausbaus müssen wir souveräne Lieferketten in der Windindustrie erhalten und stärken. Technologische Resilienz braucht einen europäischen Rahmen, der die Nachfrage steigert, Wettbewerb auf Augenhöhe gewährleistet und die Produktion auslastet. Die Branche steht bereit, zu liefern. Um Energiesicherheit in Europa zu gewährleisten, muss Cybersicherheit als verbindlich gelten und leicht überprüfbar sein – beispielsweise durch Anwendung gültiger europäischer Regulierung, wie der NIS2.“

 

Bremsen für Zubau lösen

Die Verbände weisen darüber hinaus erneut auf die notwendige Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte hin. Um die Komponenten der Windenergieanlagen möglichst reibungslos zu den Baustellen zu bringen, braucht es bundeseinheitliche Regeln. Dazu gehört Clusterung bei Fahrzeugen und Ladung, pragmatischer Umgang mit dem Start der Transporte, um Parkplätze zu entlasten oder bei der Schaffung von Behelfsabfahrten. Außerdem gilt es, die Nutzung von Netzanschlusskapazitäten zu verbessern und somit die bereits existierende Netzstruktur effizienter zu nutzen. Die Maßnahmen müssen gleichzeitig durch Anreize zum Ausbau von Speichern sowie flexibel steuerbaren Verbrauchskapazitäten flankiert werden. Ein solches System würde einen dynamischeren Markt für flexiblere Systeme schaffen.

Klar ist, dass der Schlüssel für die erneuerbare Zukunft in systemischen Lösungen liegt. Daher muss dringend beim Marktdesign nachgebessert werden, unter anderem für mehr Flexibilität durch Zubau von Speichern, Elektrolyseuren und gestärkte Sektorenkopplung. Die Prämisse muss sein: Was produziert wird, muss auch genutzt werden können. Ein flexibleres Netz ist dafür die Grundvoraussetzung.  

 

Prognose Welt

Laut Global Wind Energy Council (GWEC) beträgt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für Onshore-Windenergie in den nächsten fünf Jahren 6,6%. Der erwartete durchschnittliche jährliche Zubau liegt bei 130 GW. Insgesamt werden voraussichtlich 653 GW in den Jahren 2024-2028 hinzukommen. Das Wachstum in China, Europa und den USA wird das Rückgrat der weltweiten Entwicklung der Onshore-Windenergie in den nächsten fünf Jahren bilden. Insgesamt werden diese Regionen voraussichtlich mehr als 80% der gesamten zu errichtenden Kapazität in diesem Zeitraum ausmachen.

 

Zahlen im Überblick*

Status des Windenergieausbaus an Land

Leistung

Anzahl Anlagen

Brutto-Zubau 1. Halbjahr 2024

1.308 MW (1,3 GW)

250

Davon Repowering

377 MW (0,4 GW)

68

Stilllegungen 1. Halbjahr 2024

379 MW (0,4 GW)

277

Nettozubau 1. Halbjahr 2024

929 MW (0,9 GW)

-27

Kumulierter Bestand am 30.06.2024

61.917 MW (61,9 GW)

28.611

 

*Datenmeldung bis einschließlich 16. Juli 2024

 

Quelle: BWE


Passend zum Thema:

WebSeminar
Crashkurs zur Genehmigung von Windenergieanlagen | Rechtsgrundlagen für Nebenbestimmungen